Sie haben viele Kinderbücher geschrieben. Wie viel Kind steckt mit über 70 noch in Ihnen?
Ich hoffe, noch so viel wie mit sieben. Die Tür zu meinem Kinderzimmer habe ich nie ganz geschlossen.
Wie haben Sie sich diesen kindlichen Blick bewahrt?
Ich habe mich immer am Absurden, Grotesken, Unerklärlichen und Magischen erfreut. Im Absurden und Grotesken ist übrigens auch der Humor enthalten. Ich schreibe gerne so, dass für den Leser am Ende ein Lachen übrig bleibt. Auch hatte ich immer Kontakt zu Kindern, nicht nur zu meinen eigenen. Ein Kinderlachen gehört zu meinen Lieblingsgeräuschen.
Was können Erwachsene von Kindern lernen?
Die Leidenschaft. Kinder können unheimlich traurig und unheimlich fröhlich sein. Als Erwachsene pendeln wir uns auf eine ausgeglichene Mitte ein. Schämen uns, wenn wir weinen – unbändiges Lachen gilt als unfein. Wir können von den Kindern lernen, die Welt mit Fantasie zu betrachten und uns öfter mal zu wundern.
Welche Rolle spielt Religion für Sie?
Für mich ist Religion der Wunsch des Menschen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden, die über das eigene Verständnis hinausgeht.
Gibt es diesen Wunsch auch in Ihrem Leben?
Durchaus. Ich glaube nicht an einen Gott, der mich persönlich kennt. Aber ich glaube daran, dass es Jesus gegeben hat, er wegen seiner Überzeugung gefoltert wurde und den Märtyrertod starb. Das Heilskonstrukt, dass er uns durch seinen Tod von allen Sünden befreit hat, erreicht mich jedoch nicht. Ich habe Respekt vor dem Höheren, vor dem, was mein Verständnis übersteigt. Ich glaube daran, dass dieses Leben eine wunderbare Kraft ist.
Welches ist die wichtigste Botschaft Jesu für Sie?
Die der Nächstenliebe. Die Aufgabe der Kirche besteht für mich darin, diesen Gedanken der Nächstenliebe aktiv auszuüben.
Wie engagieren Sie sich?
In der Schweiz habe ich ein Flüchtlingsmanifest geschrieben, setze mich in der Flüchtlingshilfe ein und unterstütze die Arbeit von Amnesty International.
Sie bezeichnen sich selbst als ungeduldig. In welchen Situationen steht Ihnen Ihre Ungeduld im Weg?
Ungeduld ist die Aussicht darauf, dass man etwas beenden kann. Beim Schreiben muss ich mir schon mal sagen: „Nicht ungeduldig werden, die Geschichte dauert so lange, wie sie dauert.“ Ich versuche mich nicht von der Ungeduld verführen zu lassen.
Können Sie der Ungeduld auch etwas Positives abgewinnen?
Die Ungeduld ist auch ein Zeichen dafür, dass man etwas gerne tut, erreichen und vollenden möchte. Sie ist ein willkommener Begleiter, solange sie nicht dazu verführt, etwas Unbedachtes zu tun.
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