Das erste Böllerkrachen um 7 Uhr früh ist der Startschuss zum Schleicherlaufen in Telfs. Nur wer im Morgengrauen bereits auf den Beinen ist, kann miterleben, wie die „Sonne“ durch den Ort getragen wird, um schönes Wetter für die große Faschingsveranstaltung herbeizurufen. Ein Trommler führt den Zug an, ihm folgt der Bauer als Sonnenträger, neben ihm der Sonnenbeschwörer in Frack und Zylinder. Auf jedem Platz, an dem später am Tag die Schleicher ihren Tanz aufführen werden, macht die lustige Truppe halt und bittet die Sonne, ihre Strahlen nach Telfs zu schicken.
Lange Tradition
Es wäre auch schade, wenn das Schleicherlaufen ins Wasser fallen würde. Immerhin sind Hunderte Telfer monatelang mit dem Nähen der Kostüme, der Gestaltung der Masken und dem Bau der phantasievoll geschmückten Wagen beschäftigt. Und ein Jammer wäre Schlechtwetter auch für die rund 20.000 Besucher, die beim Schleicherlauf die Straßen der Gemeinde westlich von Innsbruck säumen und sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollen.
Seit 2010 gehört das Telfer Schleicherlaufen zum Nationalen Kulturerbe der UNESCO. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1571, seit 1890 findet der Umzug alle fünf Jahre statt. Beim Schleicherlaufen dürfen nur Männer mitmachen, sie übernehmen auch die weiblichen Rollen. Frauen sind lediglich in der Funktion der „Gotl“ oder Patin dabei. Sie sorgen für die Verköstigung und die „seelische“ Betreuung der einzelnen Fasnachtsgruppen.
Wenn der letzte Böllerschuss um 11 Uhr verklungen ist, beginnt der Fasnachtszug. Als erste Gruppe setzen sich die Herolde in Bewegung. Die sieben Reiter in renaissancezeitlichen Kostümen verkünden unter Fanfarenklängen den Zuschauern die Fasnacht und sagen die Gruppen mit launigen Sprüchen an. Die Musibanda – die Trachtenmusikkapelle – unterhält indessen die ungeduldig wartenden Zuschauer.
Besondere Kostüme
Jetzt wird es wild! Die Männer in ihren Flechtengewändern und den angsteinflößenden Larven machen den Platz für die Schleicher frei. Endlich ist es soweit: Der „Laternenträger“ im Harlekinskostüm hüpft den Schleichern voran, um Platz für den „Kroas“ zu machen, einen mythisch anmutenden Kreistanz. Die Schleicher haben der Telfer Fasnacht ihren Namen gegeben. Sie sind prächtig gekleidet und haben große Schellen umgebunden. Drahtmasken verleihen ihnen ein jünglingshaftes Aussehen.
Am spektakulärsten sind die Schleicherhüte. Sie sind mit Motiven aus der Bauernwelt, dem Almleben, der Natur, der Märchen und Sagen gestaltet. Ein Schleicher trägt eine Bäuerin mit ihrem Spinnrad am Kopf, der nächste ein Bergmassiv mit Felsen, Edelweiß und Almrausch. Ein Knecht beim Holzhacken ist ebenso zu sehen wie eine Erntekrone und eine Magd mit Buckelkorb. Lange wird am Hut herumgebastelt, neue Kreationen werden bis zum Umzug streng geheim gehalten.
Am Nachmittag legen die Schleicher schon etwas erschöpft ihre schweren Hüte ab. Das Betläuten um 18 Uhr beendet das Schleicherlaufen endgültig: Danach darf sich keine Maske mehr zeigen. Fünf Jahre werden vergehen, ehe die Schleicher wieder tanzen.
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