Das erste Mal auf einer Synode. Das ist zunächst einmal aufregend. Gerade im Fall der Amazonas-Synode. Schließlich sind schon vorab die Wellen hochgeschlagen wegen der erhofften beziehungsweise befürchteten Ergebnisse – je nachdem, wen man im breiten kirchlichen Meinungsspektrum fragte. In Wellen mit Aufs und Abs ist das von Papst Franziskus im Oktober einberufene dreiwöchige Bischofstreffen dann auch abgelaufen.
„Eine hörende Kirche“ will Papst Franziskus. Das müssen wir erst noch werden, war mein Eindruck in den ersten beiden Synodenwochen. Deshalb habe ich bei einem der abendlichen Rückblicke die Chance genutzt, um in einem dreiminütigen Kommentar die 40 Frauen und die Indigenen in der Synoden-Aula zu ermutigen, häufiger das Wort zu ergreifen. Am Ende waren sie es, die mit ihrem mutigen Auftreten dafür gesorgt haben, dass wir eine Synode des Aufbruchs mit einem Dokument des Neuanfangs für unsere Kirche erlebt haben.
Zu Beginn der dritten Synodenwoche hatte es jedoch danach noch nicht ausgesehen. In den Domitilla-Katakomben hatten am Sonntag 200 engagierte Christinnen und Christen, unter ihnen knapp 50 Bischöfe, mit einer feierlichen Messe den „Katakomben-Pakt für das Gemeinsame Haus“ gefeiert und anschließend unterzeichnet. „Du hast es verdient!“ Mit diesen Worten hatte Kardinal Claudio Hummes Amazonas-Bischof Erwin Kräutler die Stola des brasilianischen Erzbischofs Dom Helder Câmara (1909–1999) überreicht, der den ersten Katakomben-Pakt am 16. November 1965 initiiert hatte. Der aus Österreich stammende Dom Erwin, wie ihn die Menschen in Brasilien nennen, war sichtlich gerührt am Ende der symbolträchtigen Feier. Umso tiefer das Wellental, als uns Synodalen am Montag ein Vorschlag für das Schlussdokument vorgelegt wurde, das die Diskussionen in der Aula nicht widerspiegelte. 832 Änderungsanträge aus den Kleingruppen waren die Folge. In beeindruckender Weise wurden diese dann in Nachtsitzungen eingearbeitet.
Ergebnisreiche Synode
Es hat sich gelohnt: Eine vorrangige Option für die indigenen Völker. Die Öffnung der Priesterweihe für verheiratete Männer, die bereits ständige Diakone sind. Ein offizielles Amt der Gemeindeleiterin für die vielen Frauen, die in Amazonien heute schon den Großteil der Arbeit und Verantwortung tragen. Und eine Beobachtungsstelle für Menschenrechtsverletzungen im Amazonasgebiet. Die Ergebnisse, die dem Papst vorgelegt worden sind, können sich sehen lassen.
Der frische Wind der Indigenen, Ordensleute, Priester und Bischöfe aus dem Amazonasgebiet war in Rom zu spüren. Kirche und Gesellschaft in Europa können davon lernen. Mit dem Amazonas-Netzwerk REPAM (Red Eclesial PanAmazonica), das die Synode maßgeblich vorbereitet hat und dem auch das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat angehört, haben die Lateinamerikaner vorgemacht, wie vernetzt, gesellschaftlich relevant und veränderungsfreudig Kirche heute sein kann. Wir sollten diesem Beispiel folgen, die alten Strukturen hinter uns lassen und weltweit mit allen Menschen guten Willens Antworten auf die Herausforderungen der sozialen und ökologischen Krise suchen. Die Indigenen haben uns mehrfach darauf hingewiesen: Es ist zwei vor zwölf. Wir müssen handeln! Jetzt!
Weitere Stimmen zur Amazonas-Synode finden Sie bei uns im Heft.
Das Abschlussdokument der Synode in deutscher Sprache finden Sie hier.
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