Ich kann Ihnen nur beipflichten, diese Bezeichnung im Glaubensbekenntnis und in anderen Gebeten ist missverständlich. Die Vorstellung, dass Gott „allmächtig“ sei und also auch seinen Anhängern den Sieg schenken müsse, hat unsere Vorfahren gegen andere Völker in den Krieg ziehen lassen. Dabei ist das zugrunde liegende hebräische Wort „shaddai“ nicht eindeutig zu übersetzen, es kann genauso gut mit „Erhabener“, „Allgütiger“ oder „Allgenügender“ wiedergegeben werden. Bei „Macht“ klingen für uns oft mit: Selbstdarstellung, Kampf, Sieger und Verlierer, Unterwerfung, Rücksichtslosigkeit u. a. m. Das alles sind jedoch menschliche Irrwege der Macht, Versuche, das eigene Ego zu sichern, aus Ängsten heraus. Es sind letztlich Demonstrationen der Ohnmacht, die sich hinter all dem kaschieren.
Aber wie Petrus wünschen auch wir uns einen erfolgreichen und unbesiegbaren Messias (vgl. Mt 16,21–23). Denn, wenn der Messias siegt, dann siegen wir mit ihm, wenn er uns zur Seite steht, dann werden wir nicht untergehen. Aber all das sind unsere menschlichen Bedürfnisse, über die Jesus uns gerade hinausführen möchte, damit sich göttliches Leben in uns entfaltet. Jesus ruft uns mit seinem Weg über Kreuz und Auferstehung auf, unsere Bilder, Erwartungen und Wünsche loszulassen. Nur im Vertrauen auf ihn werden wir zum wirklichen Leben und Lieben er-„mächt“-igt. Gottes Macht besteht in seiner Liebe. Sie ist die Kraft, die uns Menschen verwandelt und fördert. Sie unterwirft nicht, sie rechnet nicht auf, sie zielt alleine darauf, uns Menschen zur vollen Entfaltung unserer Gotteskindschaft zu führen.
Wir können das Hohelied in 1 Kor 13 als Beschreibung seiner Macht lesen. Der Zollbeamte Zachäus baute seine Macht auf Geld und Wohlstand auf und stützte damit das System der Ungerechtigkeiten (Lk 19). Jesus, in der „Allmacht“ von Gottes dienender Liebe, lockt aus ihm den Menschen hervor, der die Ungerechtigkeit überwindet. Er er-„mächt“-igt ihn, um Vergebung zu bitten und mit anderen zu teilen.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!