In der Theologie spricht man von „Gottesverdunstung“: So wie eine Pfütze an einem Sonnentag dahinschwindet, so geht auch die Beziehung zu Gott im Alltag schnell verloren. Johann Baptist Metz, ein bedeutender Theologe, sagt: „Die kürzeste Definition von Religion heißt Unterbrechung.“ Und das finde ich für unsere heutige Zeit, in der die Maschinen 24 Stunden laufen müssen, eine deutliche Aussage. Wir dürfen uns nicht von unserer Arbeit, den Anforderungen und dem ständigen Druck auffressen lassen. Menschen sind keine Maschinen, sondern haben eine eigene Würde. Deshalb müssen wir selbst dafür sorgen, dass wir das Getriebensein regelmäßig unterbrechen.
Das Gebot, den Sonntag zu ehren und keine Arbeit zu tun, zielt genau darauf ab, dass wir unseren eigenen Wert entdecken und schützen, der nicht vom Tun und Machen abhängt. Wir sind als geliebte Geschöpfe von Gott in diese Welt gestellt, und das dürfen wir am Sonntag feiern. Gottes Wille ist es, dass wir ausruhen, einfach einmal nichts tun, Gemeinschaft genießen, uns des Lebens freuen. Wir dürfen auf die Schöpfung schauen, auf das, was während der Woche gelungen ist, und Dankbarkeit im Herzen entstehen lassen.
Auch im Alltag gilt es, immer wieder Zeiten der Unterbrechung zu schaffen und für Entspannung zu sorgen. Eine Arbeitspause von 20 Minuten, ein Spaziergang im Grünen, das bewusste Genießen einer Tasse Tee, ein Schwätzchen mit einer Freundin. In vielen von uns steckt ein innerer Antreiber, der uns verleitet, immer noch mehr zu tun. Dem dürfen und müssen wir hartnäckig entgegentreten.
Nur wenn wir selbst zu Atem kommen, hat auch unsere Beziehung zu Gott eine Chance. Und gerade der Atem, wenn ich mich ihm achtsam zuwende, kann der regelmäßige und einfache Weg sein, mich mit Gott zu verbinden. Mehrfach bewusst ein- und ausatmen. Vielleicht es mit einer Anrufung verbinden: „Christus, erbarme dich.“ Auch die Teilnahme an einem spirituellen Angebot von Pfarrei, Kloster oder Diözese kann Vertiefung schenken. Eine regelmäßige persönliche Gebetszeit einrichten. Warum sich nicht einem Bibel- oder Gebetskreis anschließen?
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