Ihre Zeilen über Ihren Neffen haben mich betroffen gemacht. Gibt es Schwereres, als einem Kind beim Sterben zuzusehen und es in den Tod zu begleiten? Aus der Frage Ihres Neffen höre ich heraus, er meint, er habe nicht genug Gutes getan, um in den Himmel kommen zu können. Nicht ihn, aber Sie möchte ich fragen, woher er das denn hat: die Ansicht, sich den Himmel verdienen zu müssen (und zu können)? Ich glaube nicht, dass sich Ihr Neffe Ihre Liebe oder die Liebe seiner Eltern erst verdienen musste. Sie war schon da bei seinem ersten Anblick. Es ist für mich immer eine „Augenweide“, wenn Eltern ihrem Kind, das ganz in sein Spiel vertieft ist und sich unbeobachtet vorkommt, „heimlich“ zuschauen und ihre Augen zu leuchten beginnen: aus Freude an ihrem Kind, aus Freude an seinem Da-Sein. Ist das nicht immer so, wenn man liebt? Das Da-Sein des andern, dass es ihn gibt, ist das große Geschenk, ist das Beglückende, viel mehr noch als das, was er für einen tut. Soll das bei Gott anders sein? Soll ER nicht an uns seine Freude haben, an unserem „bloßen“ Da-Sein? Ich glaube, das ist der Grund, warum wir leben und warum wir „ewig“ leben: weil Gott Freude an unserem Da-Sein hat und nun einmal ohne uns nicht sein will. Das ist vorgängig, vor allem, was wir tun – an Gutem und an Schlechtem, ganz so wie bei Eltern bei ihrem Kind. Was immer es auch anstellen mag: ob es ihnen Freude macht oder Leid bereitet, – ihre Liebe ist da und wird davon gleichsam nicht „tangiert“, oder nur umso größer, in beiden Fällen. Freilich, dass dem so ist, ist ein Wunder, ein großes, unauslotbares „Geheimnis“.
Ich bin mir sicher, dass Sie das Ihrem Neffen ausgedrückt haben – auch ohne Worte, durch Ihr Da-Sein.
Ratgeber - Seelsorge
Muss er sich den Himmel "verdienen"?
November 2017
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