Sie stellen einen direkten Zusammenhang her zwischen sexuellem Missbrauch und dem Zölibat. Dieser Zusammenhang ist aber anscheinend nicht gegeben.
Der Jesuit Hans Zollner, Präsident des Zentrums für Kinderschutz und des Instituts für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom schreibt: „Sexueller Missbrauch, sexualisierte Gewalt kommt in der ganzen Welt vor, in allen familiären Zusammenhängen, die man sich vorstellen kann. Nach all dem, was wir an Zahlen haben, Vergleichszahlen vor allem aus den USA, wo die einzig verlässlichen Zahlen mit anderen Berufsgruppen einigermaßen vorliegen, ist der Zölibat nicht ein Auslöser für sexuellen Missbrauch generell.“
Nach Zollner könne es natürlich Menschen geben und habe es solche gegeben, die versucht hätten, in den Zölibat zu flüchten, um so ihre Sexualität zu unterdrücken oder zu kontrollieren. Solch falsch gelebter Zölibat stelle natürlich ein hohes Risiko von Missbrauch dar. Aber das könne auch eine andere Art von Missbrauch sein, beispielsweise Geld oder Macht. Für Zollner ist der Zölibat, das Zölibatsgebot als solches „nach all dem, was wir wissen, kein spezifischer Auslöser für Missbrauch“.
Der Essener Psychiater Norbert Leygraf unterstreicht diese Aussage: „Der Zölibat kann zwar seelische Probleme auslösen, aber durch den Zölibat wird man nicht pädophil.“
Ihre Frage, ob man den Zölibat nicht freistellen soll, ist durchaus berechtigt. Der Zölibat ist ein kirchliches Gesetz, das man ändern könnte. Aber diese Frage zu stellen „angesichts unzähliger Missbrauchsfälle“ wäre nur plausibel, wenn es in den Familien keinen Missbrauch gäbe, das ist nicht der Fall. Nach einem Bericht des unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs findet Sexualgewalt „am häufigsten innerhalb der engsten Familie statt“.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!