Weil das bei der Taufe Jesu durch Johannes in Mk 1,10 so steht: „Und sofort stieg er aus dem Wasser und sah die Himmel sich spalten und den Geist wie eine Taube auf sich herabschweben.“ In Abhängigkeit von dieser Stelle steht das auch so in allen anderen Evangelien (Mt 3,16; Lk 3,22; Joh 1,32).
Aber jetzt kommt der überraschende Teil der Antwort: Der Geist Gottes als Taube kommt nur hier vor, an keiner anderen Bibelstelle sonst, nicht im Neuen Testament und nicht im Alten Testament. Der Vergleich hat auch in der außerbiblischen jüdischen Literatur jener Zeit keine Parallele.
Für uns kommt das ein wenig überraschend, weil wir so viele Bilderim Kopf haben: die Taube nicht nur über Jesus bei der Taufe, sondern auch in allen Dreifaltigkeitsdarstellungen, vor allem jenen, wo Gott Vater den Querbalken des Kreuzes hält, an dem Jesus hängt, über ihren Köpfen der Geist als Taube.
Als Teil der Dreifaltigkeitsehen wir die Taube bei den vielen Darstellungen von der Krönung Mariens im Himmel. Wir in St. Gabriel haben ein seltenes Bild Mariens mit der Taube vor der Brust; es soll das Bibelwort darstellen: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). Über vielen barocken Kanzeln schwebt eine Taube. Tausende von Darstellungen, aber eigentlich nur eine eng begrenzte Zahl von Bildmotiven, hinter allen aber nur eine einzige Bibelstelle!
Wer mich fragt: Ich finde das Bild der Taube für den Heiligen Geist nicht sprechend. Sprechend finde ich das Bild vom Wind, der weht, wo er will; den man nicht sieht, nur an seiner Wirkkraft erkennt (Joh 3,8). Sprechend finde ich das Bild vom sanften, leisen Säuseln, vom „sound of silence“ (1 Kön 19,11–13). Oder vom Feuer. Aber aus der Taube kann ich nichts ablesen und keinen treffenden Vergleich ableiten.
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